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Was sind die Montessori-Prinzipien?

"Hilf mir, es selbst zu tun." Diesen Satz liest man so oft... und doch bringt er das Wesen der Montessori-Pädagogik auf den Punkt: Die Begleitung des Kindes hin zu Selbständigkeit und Unabhängigkeit durch einen Pädagogen, der sich zunehmend überflüssig macht.

Das Bild vom Kind / Der innere Bauplan

Das Kind kommt auf die Welt und verfügt über eine Vielzahl von Anlagen, aus denen es in seinem weiteren Leben "etwas" machen kann, sich selbst erschaffen kann. Dazu braucht es Mitmenschen, die es inspirieren und unterstützen und eine herzliche, anregende, aber auch Sicherheit und Beständigkeit bietende Umgebung. "Innerlich gebaut" wird in sogenannten "Sensiblen Phasen".

 

Wichtig zu akzeptieren: Was nicht angelegt ist, kann sich auch nicht entfalten. Aus einem Balletttänzer wird kein Fußball-Profi, so sehr sich die Eltern das auch wünschen mögen. 

Die Sensiblen Phasen

In den Sensiblen Phasen (auch Lernfenster/ Entwicklungsfenster genannt) ist ein Kind besonders bereit, etwas bestimmtes zu lernen. Es lernt besonders leicht und schnell und seine entsprechende Gehirnregion ist übermäßig aktiv.

 

Nachdem das Lernfenster "geschlossen" ist, ist Lernen zwar weiterhin möglich, aber eben mit erheblich mehr Anstrengung verbunden. Gleiches gilt für die Zeit, in der das Lernfester noch gar nicht geöffnet ist! Es gibt Kinder, die sich Jahre "abmühen" und plötzlich macht es "Klick" und es geht. Würden Kinder in ihren sensiblen Phasen den Stoff der Grundschule lernen lassen, bräuchten sie zusammen gut 100 Lernstunden. Mehr nicht.

Die Vorbereitete Umgebung

Die Vorbereitete Umgebung ist eine Lernumgebung, die für das Kind vorbereitet wurde. Sie passt sich dem Kind an - nicht umgekehrt. 

Hier lernt das Kind Ordnungen, Strukturen, pfleglichen Umgang, Achtung vor den Dingen (als Vorstufe zur Achtung vor Mensch, Natur und Welt überhaupt). Es ist eine friedliche, sichere Umgebung, in der es sich geborgen fühlt. Gleichzeitig bietet sie dem Kind anregende Dinge, Materialien ("Schlüssel zur Welt") und Aufgaben, an denen es (über sich hinaus) "wachsen" kann.

Lernmaterialien als "Schlüssel zur Welt"

Durch spezielle Lernmaterialien kann das Kind Lerninhalte im wahrsten Sinne des Wortes er"fassen", be"greifen". Es lernt in seinem Tempo, bestimmt die Zahl der Wiederholungen, bis es sich sicher ist. Ob es richtig gearbeitet hat, erfährt es durch die Selbstkontrolle (z.B. Ergebnis auf der Rückseite der Karte) und ist damit nicht auf den Lehrer angewiesen. 

In der Freiarbeit zeigt ihm der Lehrer den Umgang mit dem Material, danach übt es allein weiter, wobei der Lehrer bei Fragen zur Verfügung steht.

Das Prinzip der "Freien Wahl"

Nicht jede Entscheidung kann das Kind selbst treffen. Aber durch Vorauswahl kann der Erwachsene dem Kind den passenden Rahmen geben, innerhalb dessen es sich doch "frei" entscheiden kann. Das Kind fühlt sich unabhängig und "will", für was es sich entschieden hat. Es "muss nicht". 

Die "Polarisation der Aufmerksamkeit"

"Polarisation der Aufmerksamkeit" (auch Flow genannt), meint den Zustand, in dem das Kind "völlig bei der (sich selbstgewählten)Sache" ist. Es ist vertieft in sein Tun, vergisst alles, was um es herum geschieht und geht ganz in seiner Tätigkeit auf. Wenn es dann genug hat, bricht es ab und wirkt glücklich und ausgeglichen.

Die Rolle des Erziehers

Der Erzieher (auch Eltern, Lehrer,...) ist Diener des Kindes (nicht "Bediener"!), aufmerksamer Beobachter, Helfer, Polizist... Er bereitet die Umgebung vor, stellt Materialien bereit, regt durch Vorlesen oder Ausflüge an. Er ist "Bindeglied" zwischen Kind und Umgebung bzw. Material, ist Vorbild und achtet darauf, dass das Kind weder unter- noch überfordert ist.

Montessori-Pädagogik im Alltag

Die Montessori-Pädagogik ist keine "Methode" allein für Kindergarten und Schule. Sie ist mehr eine "Lebensphilosophie" - auch für den Familienalltag. Schaut doch mal in eure Küche. Im Besteckkasten sind die Gabeln bei den Gabeln, die Löffel bei den Löffeln? Tiefe Teller sind gestapelt, flache nicht dazwischen, sondern daneben? Alles hat seinen Platz?

Wie man Kartoffeln schneidet, zeigt man in Zeitlupe... Auch Zweijährige können das (bitte mit einem scharfen Messer schneiden lassen, ein stumpfes kann durch erhöhten Kraftaufwand viel gefährlicher sein) und natürlich ist man dabei (und weiß, wo Pflaster sind)! Kinder können mehr, als man ihnen oft zutraut.

Kinder können beim bauen, malen, Blumen oder Ameisen betrachten oder in den Himmel schauen die Fähigkeit lernen, Konzentration aufzubauen - wenn man sie denn lässt! Viele Kinder und der Schule haben Konzentrationsschwierigkeiten - oft, weil sie es nicht lernen durften.